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Chronik des Mandolinenclubs „Wandervogel“ 1918,  Trier-Biewer

 

Wenn ein Verein - wie der Mandolinenclub Biewer - auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblicken kann, so dürfen seine aktiven und inaktiven Mitglieder stolz auf die langjährige Tradition sein.

100 Jahre im Dienste der Zupfmusik in einer so bewegten Zeit bedeuten für den Mandolinenclub Biewer nicht nur Erfolge und frohe Stunden, sondern auch Sorgen und harte Arbeit in die Ausbildung des Nachwuchses und im Zusammenhalt des Vereinslebens, die immer wieder von der Vielfalt der Geschehnisse unserer Umwelt beeinflusst worden sind.

Die Beliebtheit und die Volkstümlichkeit der Zupfmusik hat den Verein, der gegen Ende des ersten Weltkrieges am 1. Juni 1918 ins Leben gerufen worden ist, auch über den zweiten Weltkrieg hinaus gerettet und im Jahre 1947 wieder neu gefestigt.

Ende des ersten Weltkrieges brachte der junge, lebensfrohe und musikbegabte Biewerer Soldat und Druckereiangestellte Anton Fries eine Mandoline aus fernen Landen mit in seine Biewerer Heimat.

Der talentierte Musiker beherrschte das Mandolinenspiel sehr schnell und in der väterlichen Schusterstube fanden sich mit ihm eine Hand voll Freunde ein, die er für die Zupfmusik und das Geigenspiel interessieren konnte.

Zu der ersten Mandoline kamen bald weitere Instrumente hinzu und es wurde geübt, bis man die Begleitung zu den Liedern gefunden hatte.

Neben Anton Fries zählen zu den Männern der ersten Stunde Gerhard Stumps, Franz Teschke, Hans Fries, Franz Erasme, Lukas Zimmer, Lukas Kirsch und Johann Kirsch.

Ein Zeitgenosse, der die Anfänge des Mandolinenclubs damals miterlebte, wusste seinerzeit zu berichten , dass die abendlichen Proben oft bis in die Nacht ausgedehnt wurden. Die ersten Weisen „Die Liebe kommt - die Liebe geht“ oder „Ja, wir sind Zigeuner - reisen durch die Welt“ waren damals wohlbekannte Klänge.

Bald war die Schusterstube zu klein und man verlegte die Übungsabende in eine nahe gelegenes Gasthaus.

Unter der Leitung von Anton Fries wurde nun am 1. Juni des Jahres 1918 im Gasthaus Crames in Biewer der Grundstein für den heutigen Mandolinenclub „Wandervogel“ 1918 gelegt.

Gründungsversammlung im Gasthaus CramesGründungsversammlung im Gasthaus Crames

Die damalige Gründungsurkunde wurde von Anton Fries als Präsident, Johann Hess als Schriftführer, Peter Lenninger als Kassierer und den beiden Beisitzern Gerhard Jaeger und Johann Kirsch unterzeichnet. 

Kurz nach der Gründungsversammlung wurde dann am Kirmestag, dem 25. Juli 1918 das Gründungsfest auf dem Felsen hinter der Birkelsmühle begangen.

Gründungsfeier am 25. Juli 1918Gründungsfeier am 25. Juli 1918

Die Arbeit von Anton Fries zeigte schon bald ihre Früchte, und die musikfrohe Schar zog nun sonntags unter den Klängen der Zupfmusik hinaus in Wald und Flur.

Kinder und Erwachsene begleiteten mit besonderer Begeisterung die Mandolinenspieler in ihren schwarzen Seppelhosen mit den bunten Hosenträgern und den farbenfrohen Bändern an ihren Mandolinen und Gitarren bis weit hinter den Ausgang des Dorfes.

Aber auch bei vielen anderen Anlässen und Feierlichkeiten war es den Biewerer Bürgern eine Freude, den Klängen des Mandolinenorchesters zu folgen.

Der Verein hat es immer wieder verstanden, junge Nachwuchskräfte heran zu ziehen und im Zeitalter der Massenmedien - wie Rundfunk und Fernsehen - das Interesse der Jugend und weiten Kreisen der Bevölkerung an der „von Hand gemachten“ Zupfmusik zu wecken.

Leider war es dem ersten Präsidenten Anton Fries nicht lange vergönnt, sein segensreiches Wirken im Mandolinenclub fortzusetzen, da er bereits im Oktober des Jahres 1918 an einer tückischen und weitverbreiteten Krankheit, sicherlich als Folge des Krieges, verstarb.

Seiner in besonderer Dankbarkeit zu gedenken, ist uns Ehre und Verpflichtung.

Zum Nachfolger von Anton Fries wurde dann Peter Lenninger gewählt, während Herr Valder aus Pfalzel den Dirigentenstab über den Mandolinenclub übernahm.

Das Spielen der Musikstücke nach Noten brachte nun Matthias Natus den Vereinsmitgliedern bei; er baute das Orchester weiter aus und verhalf ihm dadurch, wettbewerbsfähig zu werden.

Zu dieser Zeit stand Franz Teschke dem Mandolinenclub als Dirigent vor, und er führte den Verein bereits im Jahre 1927 zu einem Wettstreit nach Merzig, bei dem man den 2. Preis als einen beachtlichen Erfolg mit nach Hause nehmen konnte.

Trotz der damals mehr als heute verbreiteten Wettstreit-Treffen der musizierenden Vereine, blieb der Mandolinenclub seiner ursprünglichen Berufung als Wanderverein treu und veranstaltete an vielen Sonn- und Feiertagen des Jahres Vereins- und Familien-Wanderungen. Bei diesen Gelegenheiten wurden die Naturschönheiten der engeren und weiteren Heimat, bis nach Luxemburg und in das Saarland, kennen gelernt.

Die nachfolgende Begebenheit, die für den Mandolinenclub spricht, verdient festgehalten zu werden:

Im Jahre 1923 wurden die ausgewiesenen Biewerer Eisenbahner, die zum Teil in den Harz ausreisen mussten, unter den Klängen des Mandolinenclubs zum Hauptbahnhof nach Trier begleitet. Hierbei wurden den tapferen Musikanten von Besatzungstruppen die Musikinstrumente abgenommen, während sie selbst vorübergehend in Haft genommen wurden. Aber trotz der Schwere der Zeit ließ man den Kopf nicht hängen. Die Bevölkerung und die Gönner des Vereins spendeten Geldmittel für die Beschaffung neuer Instrumente.

Später wurde dann ein Zupfbass und ein Mandolon-Cello angeschafft.

Im Jahre 1924 war dann die Wimpelweihe, während im Jahre 1929 eine Vereinsfahne erworben und eingeweiht werden konnte.

Im Jahre 1930 nahm der Verein, unter der Stabführung des allzu früh im Dezember 1954 verstorbenen Dirigenten Hans Fries, an einem Wettstreit in Wasserliesch teil und errang dort einen ersten und zweiten Preis.

Aufgrund einer Satzungsänderung konnte in diesen Jahren auch die weibliche Jugend als Nachwuchs in den Verein aufgenommen werden.

Mit einer spielstarken Mannschaft nahm der Club dann unter dem Dirigenten Hans Fries an einem internationalen Wettstreit in Esch / Alzettte ( Luxemburg ) teil und erhielt dort in der ersten Klasse den ersten Preis.

Im zweiten Weltkrieg sind aus den Reihen des Mandolinenclubs 22 Mitglieder gefallen oder vermisst worden, sodass die Zahl der aktiven Spieler sehr vermindert worden ist.

Durch das Besatzungsstatut war bei Kriegsende 1945/46 zunächst alle Vereinstätigkeit stillgesetzt, und so musste der Verein mit Genehmigung der Besatzungsmacht im Jahre 1947 wieder neu ins Leben gerufen werden.

Vielen Schwierigkeiten zum Trotz fanden sich Peter Fries als 1. Vorsitzender, Hans Fries als Dirigent und Karl Willems als Schriftführer bereit, die Formalitäten bei der Deutschen- und der Militär-Regierung zu erledigen und den Verein fortzuführen.

Schnell waren die ehemaligen Mitglieder wieder zur Stelle und nahmen die Proben wieder auf. Allmählich ging es aufwärts und der Verein konnte seine beliebten Fahrten, Wanderungen, Teilnahmen am Wettstreit und die volkstümlichen Veranstaltungen wieder durchführen.

Selbst an Rundfunksendungen beteiligte sich der Mandolinenclub, wie auch neben den kleineren Darbietungen und Wanderungen, eine Camping-Fahrt von längerer Dauer nach Italien zum Comer See unternommen wurde.

Nach dem Tode von Hans Fries im Jahre 1954 übernahm Fritz Zimmer offiziell das Dirigentenamt desVereins, das er schon zuvor vertretungsweise ausgeübt hatte. Hans Fries hatte ihn noch zu Lebzeiten zu seinem Nachfolger erkoren. Er führte das Orchester zu einem weiteren Wertungsspielen nach Metz (Frankreich), bei dem auch beachtliche Ergebnisse erzielt werden konnten.

Fritz Zimmer dirigiert den Verein nun schon 65 Jahre in ehrenamtlicher Funktion. Seine musikalische Leitung hat die Mandolinenmusik des Vereins durch eine gelungene Auswahl aus klassischen, traditionellen und modernen Musikstücken erfolgreich weiterentwickelt und diese als Dirigent hervorragend einstudiert und aufgeführt.

Viele Jahre hat das aktive Mitglied Lisa Kirsch mit bestem Erfolg den Nachwuchs ausgebildet, aber auch unser Dirigent Fritz Zimmer und andere aktive Mitglieder des engeren Vorstandes haben viele Schülergruppen ausgebildet.

In den vergangenen Jahren hat Hermine Klinkhammer mit sehr viel Engagement die Jugendausbildung übernommen und über Konzerte mit Vor-und Jugendorchester zu deren Integration in das Hauptorchester geführt. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Vereinfahrt mit den Jugendlichen nach Nizza vom 3. bis 8. Juni 2015 zu erwähnen, bei der Konzerte in einer Kirche, einem Altersheim und bei einem gemeinsamen Abend mit dem örtlichen Mandolinenensemble veranstaltet wurden. 

Gruppenbild vor dem Altersheim CollineGruppenbild vor dem Altersheim Colline

Konzert im Altersheim Colline in Nizza Juni 2015Konzert im Altersheim Colline in Nizza Juni 2015

 

Seit dem Jahr 2017 bildet Hermine Klinkhammer gemeinsam mit Fritz Zimmer die musikalische Leitung des Vereins. Ihr Verdienst ist es, das der Verein mit seinen zahlreichen jugendlichen Musikern weiter eine starke Basis für seinen Fortbestand hat.

 

 

In der Reihenfolge der Vorsitzenden wechselten sich

Anton Fries; Johann Kirsch, Josef Kirsch, Hans Zimmer, Peter Fries, Hans-Karl Lang, Hans Haasenritter, wieder Karl Willems und als Stellvertreter Toni Görgen ab,bis Wolfgang Biedinger den Vorsitz am 14. Dezember 1968 übernahm und den Verein mit Umsicht und Tatkraft 25 Jahre lang führte - er ist heute Ehrenvorsitzender.

Als am 3. November 1993 Wolfgang Biedinger die Führung des Vereins in jüngere Hände legen wollte, übernahm Jörg Roth den Vorsitz und führt den Verein bis heute.

 

Wir gedenken aller verstorbenen und gefallenen aktiven und inaktiven Mitgliedern, der Vorsitzenden und Dirigenten des Vereins in ganz besonderer Weise und Dankbarkeit.